Der feministische Kampf ist noch nicht vorbei! Feministische Errungenschaften sind überall bedroht.

Letztes Jahr wurden allein in Hessen über 30 FLINTA* (Frauen, Lesben, inter-, nicht-binäre, trans- und agender Personen) ermordet. Unzählbar viele weitere wurden angeriffen, unter ihnen häufig genderqueere und migrantisierte Personen. Gleichzeitig fehlen in den 31 Frauenhäusern in Hessen aktuell etwa 600 Plätze. Es kann nicht sein, dass gewaltbetroffenen FLINTA* oft keine Zuflucht in einem Frauenhaus gewährt werden kann. 

Ebenso bleibt die medizinische Versorgungslage für Frauen und Queers unsicher. Das zeigt sich zum Beispiel im Gesundheitssystem bei der psychologischen Versorgung queerer Personen, oder dem aktuen Mangel des HIV-Präventionsmittels PrEP in Deutschland. Oder am begrenzten Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen. Insgesamt gibt es in Hessen – bei über 200 Krankenhäusern – nur 17 offizielle Adressen, bei denen abgetrieben werden kann. Grund dafür ist nicht nur Unterfinanzierung, sondern auch misogynes Denken, da sich Ärzt:innen aus „ethischen Gründen“ weigern können, Abbrüche durchzuführen.

Der Einschnitt in Rechte von FLINTA*-Personen  ist auch global zu sehen. Die Folgen rechter und rechtsextremer Regierungen können wir in Europa zum Beispiel in Polen und Ungarn beobachten. Auf EU-Ebene wird die Einführung eines nur Ja-heißt-Ja-Gesetzes, zur einheitlichen Definition von Vergewaltigungen vom deutschen Justizminister Buschmann blockiert. 

Wenn am Schutz von FLINTA* gespart wird, müssen wir weiterkämpfen! Für unsere Selbstbestimmung, Sicherheit und Freiheit!

Auf dem globalen Arbeitsmarkt wird Ellenbogen- und Leistungsmentalität kämpferischen Solidaritäten untereinander vorgezogen. Feministische Kämpfe dürfen nicht auf dem Rücken anderer FLINTA* ausgetragen werden. Der Arbeitsmarkt zeichnet sich durch strukturellen Rassismus und Sexismus aus. Besonders im Pflegebereich wird die Mehrfachdiskriminierung von migrantisierten Frauen und Queers deutlich – ob durch schlechte Bezahlung oder Rassismus am Arbeitsplatz. Insbesondere mehrfach diskriminierte FLINTA* sind häufiger von rassistischer und sexistischer Gewalt betroffen und befinden sich aufgrund von prekarisierten Lebens- und Arbeitsbedingungen in kapitalistischen Ausbeutungsverhältnissen, die teilweise an moderne Sklaverei erinnern. All das nur weil sie den „falschen“ Pass haben, nicht ausreichend Deutsch sprechen oder ihre Ausbildung und Abschlüsse hier nicht anerkannt werden.

Die Folge sind nicht selten Rückzug, Verunsicherung und Vereinzelung. Wenn die Rückschläge sich häufen, müssen wir – kreativ und geschlossen – weiterkämpfen!

Auf der Ganzen Welt sind FLINTA* von rechten und fundamentalistischen Kräften bedroht. Sei es die AfD, deren mögliche Gewinne bei den Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen zu drastischen Einschränkungen unserer Rechte, unserer Bildungsangebote und unseren Entfaltungsmöglichkeiten führen wird.

In den USA gibt es so viele transfeindliche Gesetzesentwürfe wie noch nie und in 14 Staaten gilt ein totales Abtreibungsverbot, das tausenden Frauen und Queers, auch denen, die Opfer einer Vergewaltigung wurden, die Möglichkeit auf einen Abbruch verwehrt.

Oder sei es der türkische Staat, der, nachdem die kurdischen Einheiten den IS zurückgedrängt haben, nun weiterhin seiner rassistischen Ideologie folgend, die kurdischen Gebiete bombardiert.

Zudem ließ sich beobachten, wie die Vergewaltigung von Frauen als Kriegswaffe genutzt wird. Wir sind schockiert über die Ausmaße der misogynen Gewalt, ob beim Angriffskrieg gegen die Ukraine, den Überfall der Hamas auf Israel oder der noch immer andauernden Gefangenschaft 2700 jesidischer Frauen und Queers durch den IS.

Die Vergewaltigungen von Frauen und Queers als Kriegswaffe darf niemals hingenommen werden, diese Misogynie gilt benannt und bekämpft zu werden!

Hoffnung durch Kämpfe 

In der patriachalen Gesellschaft, in der wir leben, können wir uns in unseren Kämpfen gegenseitig Kraft geben. Gemeinsam gehen wir auf die Straße, schließen uns zusammen, sind laut und streiten für unsere Vorstellungen eines besseren Lebens. Wir sehen, dass feministische Veranstaltungen in Frankfurt und auf der ganzen Welt viel Interesse wecken und freuen uns, dass Menschen zum Beispiel ihre freie Zeit damit verbringen, sich auszutauschen und zu vernetzen. Aus diesem solidarischen Zusammenkommen schöpfen wir Kraft.

Wir gestalten unser Leben so wie wir es wollen oder versuchen dies zumindest so gut wir eben können. Das bedeutet für uns auch, inklusive Räume zu schaffen. Im Kampf für Selbstbestimmung geht es uns auch um die Vergemeinschaftung von Care Arbeit. Besetzungen wie die der Dondorf Druckerei haben die Notwendigkeit aufgezeigt, nachbarschaftliche Freiräume auch für familiäres Leben zu schaffen. 

Unsere Kämpfe sind vielfältig, wirkmächtig und (leider) eben immernoch einfach verdammt notwendig! FLINTA*, die sich den öffentlichen Raum nehmen und Forderungen stellen, stoßen auf Gegenwind und Gewalt(androhungen) bei Umstehenden. Davon lassen wir uns nicht einschüchtern!  

Gleichzeitig bewundern und unterstützen wir Kämpfe an anderen Orten und lassen uns von anderen feministischen Kampfformen inspirieren. Ob in Rojava, in Chiapas, Argentinien oder Polen. 

Auch die andauernden Proteste im Iran dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Trotz härtester Repression lassen sich dort Feminist*innen seit 1,5 Jahren nicht davon abhalten, gegen ein klerikalfaschistisches Regime auf die Straße zu gehen. Von diesem Mut und der Kontinuität können wir nur lernen.

Ob hier vor Ort oder international, jeden Tag sehen wir so viele Mädchen, Frauen, Lesben, inter-, trans-, nicht-binäre und agender Personen, die in den verschiedensten Bereichen ihres Lebens so stark kämpfen: ob in der Schule, oder bei sich zu Hause, im Betrieb, auf der Arbeit und in der Uni, auf der Straße, in der Nachbarschaft oder auch in den Freund*innenkreisen. Lasst uns diesen Mut und diese Kämpfe wieder sichtbarer machen!

Kämpfen für die Utopie

Es lohnt sich für für eine Welt zu kämpfen, in der wir alle leben und lieben können, wie und wen wir wollen. Zu kämpfen für eine Welt, in der gesellschaftliche Aufgaben von allen getragen werden. Wir wollen eine Zukunft, in der wir die Zeit und Kraft haben, uns um einander zu kümmern und Verantwortung füreinander zu tragen – sei es in der Pflege, Erziehung, Bildung oder sich um einander zu sorgen. Der Doppelbelastung von Frauen und Queers steht in unserer Vorstellung von einer besseren Welt die Verteilung von Sorgearbeit auf dem Rücken aller entgegen.  

Anstatt diese Arbeit unter schlechten Bedingungen auszulagern, soll Sorgearbeit als das honoriert werden, was sie ist: die wichtigste Säule unseres Zusammenlebens. Wir wollen gemeinsam organisieren, wie wir leben, arbeiten, füreinander und unsere Umwelt Sorge tragen. Anstatt uns in prekären und sinnlosen Jobs ausbeuten zu lassen, wollen wir sinnvolle und selbstbestimmte Arbeit in gemeinschaftliches und solidarisches Zusammenleben investieren.

Wir kämpfen gegen Kapitalismus, menschenverachtende Gewalt und Ideologien, die in unserer Gesellschaft fest verankert sind. Wir wollen die Verhältnisse zum Einsturz bringen und kämpfen für eine Gesellschaft, in der niemand ausgegrenzt und ausgebeutet wird. 

Die Zukunft, für die wir kämpfen ist frei von patriarchaler Macht, sexualisierter Gewalt, Unterdrückung von Frauen und Queers. Keine*r von uns wird sich nachts verängstigt umdrehen müssen, es wird keine Feminizide oder transfeindliche Morde mehr geben. Wir werden keine bürokratischen Hürden zur Anerkennung unserer Geschlechtsidentität ertragen müssen. Alle werden die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben, um in unserer Gesellschaft selbstbestimmt leben zu können.

Lasst uns heute und jeden Tag darüber sprechen, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Lasst uns auf die Straße gehen und uns den öffentlichen Raum einnehmen. Lasst uns gemeinsam wütend sein, Zusammenstehen, Banden bilden und für unsere Utopie kämpfen. Heute und jeden Tag.

Kommt zur Demonstration am 8. März 2024 um 18 Uhr an der Hauptwache // FFM

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Plakate – Feministischer Kampftag 2024

Videos – Feministischer Kampftag 2024